Toscana 2012

Serpentinen am Monte Bondone

Serpentinen am Monte Bondone

Auf dem Weg zum Gardasee

Museo Ferrari in Maranello

Nach einer frischen Anfahrt den Brenner rauf traf ich mich um 12 Uhr mittags mit Hans auf dem Brenner. Es war ziemlich frisch und die Schneefallgrenze war nicht weit über dem Pass. Wir stärketen uns erstmal in einer Imbissbude und wärmten und dabei etwas auf. Der Plam bestand darin, erstmal auf der Autobahn in Richtung Süden zu fahren, da es in Südtirol angesichts des bewölkten Wetters und der kühlen Temperaturen nicht lohnend war, sich länger dort aufzuhalten. Eine gute Stunde später bogen wir bei Trento ab und fuhren den ersten Kurven entgegen: Der Monte Bondone lockte mit seinen zahlreichen Serpentinen und Kurven. Das verleitet natürlich zu entspannten bergaufbrummen, wegen der niedrigen Temperaturen natürlich mit viel Gefühl für den Gaseinsatz in der Kurve. Ein paar Kurvenbilder mussten natürlich auch sein. Obenauf dem Berg angekommen ging es diesmal nicht wie üblich zum Lago di Cei runter, sondern weiter nach Westen nach Dro. Es lief gut dahin und bald gelangten wir nach Riva am Gardasee. Ich hatte keine feste Route im Kopf und fuhr einfach drauflos. So kam es, das sich die Entscheidung über„Gardesana Occidentale oder Lago di Ledro?“ erst im Kreisverkehr entschieden wurde und wir ganz entspannt durch die Galerien und Tunnel am Ufer am Ufer des Gardasees in Richtung Süden langgezuckelten. In Limone bogen wir ab und nahmen noch ein paar Kurven hinauf nach Tremosine mit bevor wir wieder über die malerische Strasse runter zum See fuhren. In Gargnano suchen wir uns ein Hotel mit Seeblick zum günstigen Preis und fuhren nochmal zur Abendrunde los, da die 450 km noch nicht genug waren: Nach einem Tankstopp (1,85€ der Liter!) liessen wir es ohne Gepäck durch das Valvestino ordentlich krachen und tobten uns noch ein wenig aus, obwohl der Strassenzustand schon mal besser war. Zurück am See verdrückten wir hungrig eine Pizza und trudelten bald wieder am Hotel ein. Morgen geht es dann in die Toskana, das Wetter soll dann auch richtig schön werden!
Morgens gab es Traumwetter, wenn auch auf der frischen Seite. Von der Terasse aus hatte man eine tolle Aussicht. Wir fuhren am See entlang über Salo nach Desenzano. Der Verkehr ist immer wieder furchtbar und wir waren froh endlich auf der Autobahn zu sein. Nach einer Weile wurde noch an der Autobahn Richtung Süden getankt und bei Modena verliessen wir auch schon die Autobahn, denn Ziel war den Apennin auf der Landstrasse zu überqueren. Da tauchte plötzlich ein Schild mit „Maranello“ auf und mir wurde klar, dass unsere Route direkt am Ferrariwerk vorbeiführte! Na gut, unter diesen Umständen rollten wir auf den Parkplatz vor dem schicken Ferrarimuseum und stattetem demselbigen einen Besuch ab. Der Eintrittspreis war dem Prestige der Marke angepasst und wir bekamen viele alte und neue Boliden aus vielen Jahrzehnten zu sehen. Im Anschluss suchten wir noch ein nahegelegenes Bistro auf, in der Hoffnung, die Qualität des Essens würde dem weihevollen Umfeld Rechnung tragen. Weit gefehlt! Nebenan konnte man Ferraris probefahren, wovon viele Besucher Gebrauch machten. Billig dürfte das allerdings nicht sein. Endlich kamen wir in den Kurvengenuss und wir fuhren auf der SS2 Brennero – Abetone in Richtung Süden.

In der Toskana gibt es nicht nur Zypressen!

In der Toskana gibt es nicht nur Zypressen!

Viele schöne Kurven später hupte mich mit Hans an – er musste mal für kleine Jungs und hatte es bisher nicht geschafft, so nah an mich heranzukommen, um mir ein Zeichen zu geben. Plötzlich hatten wir auch die Grenze zur Toskana überquert und die Strasse schlängelte sich wieder nach unten. Frisch war es aber schon dort oben – der Nordwind war schon ziemlich kalt. In der Ebene wurde es aber gleich richtig warm und wir hielten in Vinci (Leonardos Heimat) um vier hervorragende caffe macchiati zu 1 € pro Stück zu schlürfen. Es stand noch der Endspurt an und im Abendlicht fuhren wir in die Hügellandschaft der klassischen Toskana hinein. Wir kamen bald an unserem vorgebuchten Ziel, der Villa Ducci an. Eine nette Unterkunft zum günstigen Vorsaisonspreis, unser Zimmer hatte sogar eine eigene Terrasse mit Blick auf San Gimignano. Eine Dusche später waren wir auch schon ausgehbereit und wir fuhren die letzten beiden Kilometer nach San Gimignano. Als erstes reservierte ich gleich einen Tisch in der mir wohlbekannten Trattoria „Chiribiri“.

Abendstimmung in San Gimignano

Abendstimmung in San Gimignano

Die restliche Stunde verbrachten wir mit einem Spaziergang durch die mittelalterliche Stadt im Abendlicht. Ich bin einige Jahre nicht mehr hier gewesen, viel verändert hat sich natürlich nicht. Vom Aussichtspunkt auf der Stadtmauer schoss ich noch einige Aussichtsbilder und dann war es auch schon soweit, unser leckeres Abendessen einzunehmen.

Die Türme von San Gimignano

Die Türme von San Gimignano

Das Chiribiri ist ein kleiner Raum in dem soviele Tische mit Gästen stehen, dass man sich gerade noch mit ein paar Verrenkungen setzen kann. Das Essen war wie immer hervorragend: gute toskanische Küche, frisch zubereitet und zu fairen Preisen. Bruschette, Ravioli, gefülltes Kaninchen, Zuppa Inglese und eine Fläschchen Fonterutoli. Ein feiner Abschluss des Tages. Noch nicht ganz!

Rustikale Küche im Chiribiri, San Gimignano

Rustikale Küche im Chiribiri, San Gimignano

Erst musste ich noch Hans in das Geheimnis des Weltmeister-Schokoeises auf der Piazza della Cisterna einweihen. Schleck! Eine erfrischende Fahrt später waren wir auch schon in unserer Unterkunft.
Am nächsten Morgen war wieder tolles Wetter, heiter mit vereinzelten Wolken. Das Frühstück gab#s auf einer Terasse mit Blick auf San Gimignano Da kommt Urlaubsstimmung auf. Die ersten Kilometer führten runter nach Poggibonsi. Dort investierte ich 50 Cent, um meinen Reifenluftdruck auf Vordermann zu bringen, denn heute war Kurvenräubern angesagt. Leider vergass ich dabei meine zwei Ventilkappen, aber das ist ein relativ kleiner Verlust. Das Highlight gab es gleich zu Anfang: Die Strasse hinauf von Poggibonsi nach Castellina in Chianti. Immer noch unter meinen Top10 der schönsten Kurvenstrecken. 20 km feinste Kurven mit perfekten Radien und gutem Asphalt. Da musste ich oben natürlich schon ein wenig auf Hans warten, denn die BMW fühlte sich dort sehr wohl…

Kurven im Chianti

Die folgenden drei Stunden kurvten wir kreuz und quer durch das Chiantigebiet ohne dabei eine Strecke zweimal zu fahren. Radda, Greve, Gaiole, Brolio und wieder in Radda. Dort hielten wir an um in der Enoteca am Dorfplatz Mittag zu machen und ein paar Bruschette und eine Teller Pasta zu verdrücken.

Bruschette e vino

 

Gut gestärkt fuhren wir nach Süden und kamen über Castelnuovo Berardenga in die südliche Toskana. Die Eichenwälder wichen sanften Hügeln mit den noch grünen Getreidefeldern. Die Häuser stehen auf den Hügeln mit den zypressengesäumten Auffahrten.

Laut Hans: Hobbitland

Hans prägte den Spruch des Tages: „Ich dachte, hinter jeder Ecke springt gleich ein Hobbit aus dem Gebüsch“. Das sagt alles. Da kommt Auenland-Feeling auf. Durch die Hügellandschaft führte uns die Route nach Südwesten nach Montalcino. Auf den Nebenstrecken ist kaum Verkehr und wir genossen es durch die üppige Landschaft zu schwingen. In Montalcino steuerte ich erstmal eine Enoteca an um ein traubenhaltiges Getränk für einen Schlummertrunk zu erwerben. Im Stadtzentrum mussten wir natürlich ein kleines Gläschen Brunello verkosten, gefolgt von einem für die diese Nachmittagszeit typischen Espresso.

Le Crete

Unser Weg führte uns wieder im Abendlicht nach Norden gen Siena. Auf der Landstrasse im Elsatal bogen wir hinauf nach Monteriggoni, einer kleinen mittelalterlichen Festung die noch immer von einer wehrhaften Mauer umgeben ist. Auf dem Dorfplatz genossen wir noch die wärmenden Strahlen der Abendsonne. Da das von mir anvisierte Restaurant erst eine Stunde später aufmachte, begnügten wir uns mit einem Snack und beschlossen auf der Hotelterasse noch einen Schlummertrunk einzunehmen. Nach der Rückfahrt zum Hotel setzten wir das auch in die Tat um und schlürften in Motorradkluft dem eisigen Wind trotzend die Flasche Casanova di Neri (Brunello).Am nächsten Morgen regnete es! Eine kurze Konsultation des Regenradars zeigte, dass man nur Geduld haben musste, da sich die Wolken bald verziehen würden. So war es dann auch. Bei heiter bis bewölktem Wetter gind es südwestlich in das wenig besiedelte Gebiet der Toscana. Auf einmal fiel mir ein, dass ich noch tanken hätte sollen! Aber weit und breit keine Tankstelle hier! Auch in Montieri gab es keinen Sprit. So wurde der letzte Tropfen rausgequetscht, mit Berg runter rollenlassen und allem Am Ende erreichten wir die rettende Tankstelle. Der Tank fasst offiziell 17 Liter, es passten aber 18 Liter rein! Da war praktisch nichts mehr drin gewesen. Uff!

Abtei San Galgano

Zur Entspannung fuhren wir nach S. Galgano und besuchten die malerische Ruine der alten Abtei. Wie sich die Zeiten ändern: Jetzt knöpfen sie einem sogar 2€ dafür ab.

San Galgano

Einige schöne Bilder später kehrten wir in der Wirtschaft der nahegelegenen Kooperative ein und gönnten uns ein paar typische Pici. Nicht wenig später war es mit der Ruhe vorbei, eine grosse Gruppe österreicherischer radelnder Senioren fiel ein und brachte uns mehr als einmal mit ihrem Geschnatter zum Grinsen. Wir bewegten uns weiter durch die südwestliche Toskana mit ihren Misch- und Eichenwäldern und vielen vielen schönen Kurven. Langsam bewegten wir uns wieder nach Nordwesten. Ich hatte plötzlich eine Idee und steuerte die Küste an.

Weinberg Guado al Tasso

Wir zuckelten die Weinstrasse durch Bolgheri entlang, schöne Weinberge mit berühmten Reben. Hier liegen die Weinberge vieler „Supertuscans“ – Ornellaia, Guado al Tasso, Sassicaia – viele der ganz großen toskanischen Weine. Hier war es richtig heiss und erst die Fahrt hinauf in die Berge brachte wieder etwas Abkühlung.

Viel Aussicht in Volterra

In Volterra genossen wir die Aussicht über die toskanische Landschaft und genehmigten uns nach einem kurzen Spaziergang durch die mittelalterliche Altstadt noch einen kleinen caffè zum munter werden. Wir hängten noch eine Abendrunde dran die sich gewaschen hatte – im grossen Bogen liessen wir es nordöstlich von Volterra nochmal richtig laufen. Kurvenschwingen vom Feinsten mit Aussicht. Abends steuerten wir wieder San Gimignano an – im Restaurant des Hotels Cisterna genossen wir die Aussicht über die Hügel bei Pasta und Wildschweinragout. Als Nachtisch musste natürlich nochmal ein Weltmeisterschokoeis probiert und auf der Piazza geschleckt werden.
Am nächsten Tag gab es nochmal ein Frühstück auf der Terrasse, bevor sich unsere Wege trennte: Hans fuhr in einem Rutsch mit einem Schlenker nach Bassano del Grappa wieder nach Deutschland und ich verbrachte noch ein paar Tage in einer bacchanalischen Mission in der südlichen Toskana.
Ein schöner und seit langem überfälliger Trip in die Toskana!

Leave a comment

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.